Im 16. Jahrhundert hatten viele Schleswig-Holsteiner einen dänischen König. Dieser – Friedrich II. – hatte neidische Verwandte und keine Lust sich mit diesen herumzustreiten. Daher schenkte er großzügig ein Drittel seines Anteils an Schleswig-Hostein seinem Bruder Hans: die Sonderburger Linie.
Joachim Ernst wird Herzog
Nachdem Hans auf die ganz große Reise gegangen war (=Tod) Anfang des 17. Jahrhunderts, wurde unter seinen Söhnen aufgeteilt. Den größten „Brocken“ bekam, Joachim Ernst. Sein Anteil wurde zum Herzogtum Plön und er zum ersten Plöner Herzog. Joachim ließ in Plön ein Schloß bauen, das nach der Fertigstellung 1636 von ihm auch bezogen wurde. Seine Frau Augusta fand das Schloß auch ok und zog mit ein.
Der erste Plöner Herzog:Joachim Ernst, Manager und Kümmerer
Joachim Ernst war ein Managertyp, allerdings nicht in Nadelstreifen. Auf seinen zahlreichen Reisen durch das kleine Herzogtum sah man ihn oft auf dem Kutscherbock, während der für das Gespann zuständige Page ein Nickerchen einlegte.
Anders als sein Vater Hans, kümmerte sich Jochachim um seine Untertanen, und sorgte während des 30jährigen Krieges dafür, dass diese von marodierenden ausländischen Söldnern nahezu unbehelligt blieben.
Einschub I: Wem gehörte Schleswig-Holstein?
Schleswig gehörte dem dänischen König; dazu besaß er Teile Holsteins. Dem Herzog von Plön gehörte das Herzogtum Plön; seine Verwandten aus der Sonderburger Linie besaßen ebenfalls Teile Holsteins und Schleswigs (incl. Dänemark) und um das ganze noch übersichtlicher zu machen, saß in der Mitte des Landes der Gottorfer Herzog mit seinen Besitztümern. Alle drei Gruppen waren über die Grafschaft Oldenburg -war klein und im Osten Schleswig-Holsteins gelegen – irgendwie miteinander verwandt und verschwägert, was einen fairen Umgang miteinander nicht immer einfach machte.
Erschwerend kam hinzu, dass alle Entscheidungen, die Holstein betrafen, von den deutschen Fürsten im Wiener Reichshofrat auch noch abgesegnet werden mußten. Alles klar?
Einschub II: Der Oldenburger Erbstreit
Als der letzte Graf von Oldenburg 1667 kinderlos gestorben war, ging das Hauen und Stechen um sein Land unter den möglichen Erben – siehe oben – los. Nach vielen Intrigen, Tricksereien und geheimen Absprachen mit den dänischen König konnte schließlich Joachim Ernst das Erbe antreten; besser: hätte er antreten können, denn er war inzwischen gestorben. Dafür freute sich dann sein Erbe. Man mußte aber die Grafschaft an den dänischen König abtreten, so war es vor Antritt der Erbschaft in Geheimverträgen geregelt worden. Als Gegenleistung floß jedoch viel Geld nach Plön, sodass durch den Kauf einiger großer Güter das Herzogtum vergrößert werden konnte.
Der zweite Herzog: Hans Adolf
Hans Adolf war der älteste Sohn und wird 1671 nach dem Tod seines Vaters Herzog von Plön. Wer es wissen will: die anderen drei Söhne erhielten das kleine auf Alsen gelegene Herzogtum Norburg, ein Gut auf Alsen und einen Gutshof in der Nähe von Plön, Rethwisch.
Hans Adolf hatte wenig Lust, seine aktiven Jahre auf dem Schloss in Plön zu verbringen, viel mehr Spaß machte der Kriegsdienst, und so diente er als hoher Offizier dem dänischen König und dem deutschen Kaiser. Auf fast allen Kriegsschauplätzen der damaligen Zeit konnte man ihn treffen; getroffen wurde er zum Glück nicht. Ernste Verwundungen werden von den Geschichtsschreibern nicht erwähnt. Von seinen 33 Regierungsjahren verbrachte er nur 16 Jahre im Plöner Gebiet. Wie es sich gehörte, heiratete er auch und wurde Vater von sechs Kindern, die er jedoch alle überlebte.
In Wirklichkeit führten seine Mutter und später seine Frau die Regierungsgeschäfte. So war es wohl auch seine Frau, die reformierte Handwerker nach Plön holte. Diese errichteten vor der alten Stadt eine neue Siedlung. Es war nicht nur Mitleid mit den armen heimatlosen Handwerkern. Im Schloss wurden Luxusartikel – Seifen, gestickte Decken, Keramik – gebraucht und da kamen die Produzenten vor den Schlosstoren gerade recht. Der große wirtschaftliche Erfolg, dafür fehlte die Nachfrage in dem kleinen Plön, blieb jedoch aus.
Mit 65 ging Hans Adolf als Soldat auf Rente und starb einige Jahre später 1704 einen friedlichen Tod. Zurück blieb eine kleines hoch verschuldetes Herzogtum. Im Schloss muss es wirtschaftlich drunter und drüber gegangen sein. Den „Chefinnen“ tanzten die Hofschranzen auf der Nase herum. Irgendwann hatte keiner mehr den Überblick.
Jetzt der dritte Herzog: Johann Friedrich
Als Hans Adolf starb, stand nur noch sein zweijähriger Enkelsohn als Erbe zur Verfügung; das hätte gutgehen können, ging aber nicht. Schon nach zwei Jahren starb der Erbe. So mußte die Verwandtschaft aus Norburg aushelfen in Person des Neffen: Joachim Friedrich.
Jochaim Friedrich übernahm das Herzogtum Plön 1706 und starb 1722. Mehr als das Herzogtum interessierte ihn die Pferdezucht: „Guck mal, da läuft ein schöner Holsteiner. Den muss ich unbedingt haben.“ Er heiratete zweimal; jedes Mal kamen Töchter auf die Welt, die zu der Zeit den Vater nicht beerben konnten. Da mußte man also nach dem Tod von Joachim Friedrich wieder nach einem Erbe Ausschau halten. Und das wurde schwierig: Die Norburger Linie und die Rethwischer erhoben Ansprüche. Verwandtschaftlich am nächsten stand Joachim Friedrich natürlich seine Norburger Linie und dort wartete schon sein Neffe Friedrich Carl. Allerdings gab es ein kleines Problem: Sein Vater, der auch noch früh starb, hatte nicht standesgemäß geheiratet und damit konnte er nicht ohne weiteres Herzog werden. Zum Glück hatte er eine überaus ehrgeizige Mutter, die schließlich den dänischen König von den Qualitäten ihres Sohnes überzeugen konnte. Der Verzicht auf das Herzogtum Norburg soll auch geholfen haben. Also, 1729, nach sieben Jahren dänischer Verwaltung, war es dann so weit: Friedrich Carl und seine Mutter konnten in Plön einziehen; Er als Herzog, sie als Herzogin-Mutter.
Es folgt der vierte und damit der letzte Herzog von Plön: Friedrich Carl
Er war erst 23, als er die Regierungsgeschäfte in Plön übernahm. Er hatte also keine praktische Erfahrung aber viel Ehrgeiz. 1730 heiratete er eine von Reventlow, eine Nichte der dänischen Königin. Damit waren die wichtigen Verbindungen zum dänischen Königshaus gesichert und es gab als Zugabe auch noch den wichtigsten dänischen Orden, den Elefantenorden (?). Zuhause in Plön räumte Friedrich Carl erstmal in der maroden Verwaltung seines Herzogtum auf. Viele Hofschranzen mussten gehen oder mit weniger zurechtkommen. Anfangs hatten sie noch gehofft, er würde wie seine Vorgänger Spaß am Krieg auf den europäischen Schlachtfeldern haben und als Soldat das Weite suchen. Das war nicht so: Carl blieb wo er war und hatte nur einen Wunsch, Plön auf Vordermann zu bringen. Es war ihm klar, das dieses nur mit halbwegs zufriedenen Untertanen gelingen konnte. So wurde die Leibeigenschaft teilweise abgeschafft, ebenfalls Hand- und Spanndienste, die Schulpflicht wurde eingeführt. Diskutiert hat er diese Ideen bei einem Glas Roten, häufig mit seinem gleichgesinnten Kumpel, den Gutsbesitzer Rantzau aus Ascheberg. Die anderen Adligen in Schleswig-Holstein werden angesichts dieser liberalen Ansichten sicher die Nase gerümpft haben. Freunde machte man sich mit derlei „neuem Kram“ nicht. Die angestoßenen Agrarreformen waren natürlich nicht Selbstzweck, sondern sie sollten auch die nach wie vor miese Finanzlage durch steigenden Einnahmen aus der Landwirtschaft verbessern helfen. Teilweise gelang das, aber es reichte nicht. Carl blieb ein Herrscher seiner Zeit, also ein (aufgeklärt) absolut regierender Fürst, der großen Wert auf eine ihm angemessene Hofhaltung legte. Das Plöner Schloß bekam einen Lustgarten und eine schöne Reitanlage mit Marstall; für die Sommerferien begann man mit dem Aufbau einer Residenz in Traventhal. Und zu den Mahlzeiten und Festen spielte eine gute Musikkapelle auf, die auch damals nicht umsonst zu haben war. Vieles von seinen Ausgaben kam aber auch der Entwicklung des kleinen Staates Plön zugute. Die Handwerker wurden anständig bezahlt und die vielen Hofbeamten hatten sichere Jobs und konnten sich ihrerseits schöne Dinge leisten.
Neu für die Zeit war, dass Carl durchaus die öffentlichen Ebene von der privaten unterscheiden konnte und wollte. Anders gesagt, er hatte und wollte auch ein Privatleben. So war er vielen „Nebenfrauen“ verbunden, was keinen störte, auch seine richtige Ehefrau nicht. Eine von den Nebenfrauen wohnte sogar gleich mit im Schloss und nahm am herzoglichen Familienleben wie selbstverständlich teil.
Gegen Ende der 1750er Jahre wurde es für Friedrich Carl immer klarer: Das Herzogtum kam nicht auf den „grünen Zweig“. Irgendwann in nicht ferner Zukunft drohte der wirtschaftliche Ruin. Außerdem fehlte ein männlicher Erbe und seine drei offiziellen Töchter mussten später versorgt werden. Da hatte er eine Idee: Nach seinem Tod sollte das Herzogtum an den dänischen König gehen, dafür hatte dieser die Finanzen zu sanieren und sich auch um die Familie zu kümmern. Der König stimmte zu und übernahm alle Schulden.
1761 starb überraschend der letzte Plöner Herzog im Alter von nur 55 Jahren. Ein Jahr nach dänisch schwedischen Friedesverhandlungen, die auf Wunsch Friedrich Carls in Traventhal stattfanden, ein Höhepunkt im gesellschaftlichen Leben dieses Herzogs.
Schon kurz nach dem Tode Friedrich Carls fiel, wie vertraglich vereinbart, das Herzogtum an Dänemark zurück. Die Verwaltung verließ Plön in Richtung Glückstadt, und Plön fiel erstmal für viele Jahre in einen Dornröschenschlaf.