Bankmanns Wochenanmerkungen

Hier unsere aktuellen Corona-Erfahrungen: Neulich beim Bäcker; nächstes Mal legen Sie ihr Geld auf den dafür vorgesehenen Tresenplatz (und nehmen zügig, ich betone „zügig“ die Ihnen zugewiesenen Brotwaren entgegen). Sie tragen keine Maske, ohne können wir Sie nicht bedienen. Können Sie nicht Ihr Unterhemd etwas höher ziehen, dann können wir vielleicht die Bestellung annehmen? Gemeint waren nicht wir, sondern ein aus der Zeit gefallener Rentner, der maskenlos ein Brot kaufen wollte. Ach so, Sie sind das; ich habe Sie nicht erkannt. Sie sehen mit Maske ganz gut aus.

Beim Friseur: Waschen, Desinfizieren, konzentriert um die Masken-Haltegurte am Ohr herum schneiden, ohne alles zu beschädigen. Das macht jetzt 25,50 € statt der 16 € vor der Krise.

Nun, das soll es denn gewesen sein.

Nun sollen die Color-Line Fährschiffe wieder nach Kiel kommen. Ab Mitte Juni geht es voraussichtlich los. Alle stehen in den Startblöcken und bereiten sich vor und es gibt jede Menge Gerüchte: Der Restaurantbetrieb wird eingestellt, die Schiffsteuerung übernimmt ein auf Corona getesteter Autopilot, für den Service stehen aus japanischen Altersheimen übernommene Pflegeroboter in Elchkostümen zur Verfügung und wer möchte, kann gegen Aufpreis mit bereit gestelltem Angelgerät den mitgebrachten Proviant mit Frischfisch (Hering, Scholle, je nach Verfügbarkeit und in Haushaltsmengen) ergänzen. Und natürlich, während der Überfahrt Abstand halten.

Am Anfang der Krise galt das Wort: „Wir schützen unsere Alten“. Folglich sollten alle zu Hause bleiben, auch die Jungen. Nach gefühlten zehn Jahren finden die das zunehmend blöde: Kein Massenbesäufnis, keine Lärmdisco, keine Straßenrennen mit mehr als zehn Fahrzeugen, die auch noch auschließlich mit Familienangehörigen besetzt sein müssen. Mal muss auch Schluß sein! Nun hat sich endlich eine Ex-Bischöfin für die Jungen eingesetzt. Ihr sollt wieder rauß, dafür schließen wir dann die Alten weg. Die sollen bloß nicht meckern, haben sie doch lange genug in Sauß und Brauß gelebt. Gelebte Solidarität halt.