Bankmanns Wochenanmerkungen

Wir sind wieder da und wollen es regelmäßig sein. Es ist ja viel passiert: Corona ist noch da, aber irgendwie vorbei, wir haben Krieg in Europa und mit dem Klima geht es auch nicht bergauf.

Für neu Euro läßt sich die Republik bereisen, Sitz-, Steh- und Schlafplätze kosten extra. Wir kennen Leute, die ihren Wohnsitz in die Regionalbahn nach Hamburg-Altona verlegt haben, für drei Monate. Gegen Aufpreis können mobile Toiletten angemietet werden. Wenn man Glück hat, kommt Regenwasser durch die Waggondecke und ermöglicht eine Schnelldusche.

Schwarz-grüne Koalitionen sind momentan der Renner in der Republik. Nach schwarz-grün-gelb bekommen wir auch eine in SH. Nach Jamaika könnte man flaggentheoretisch von der Tansania-Koaltion sprechen. Möglich wäre auch der Name „Hanf“-Koaltion, denn Fans dieser Pflanze sollen gerne schwarz-grüne Fahnen vor sich hertragen, für fünf Euro (gebraucht) im Internet beziehbar.

Die Kreuzfahrer sind wieder in Kiel, wir meinen die großen Schiffe, nicht die Leute, die im Mittelalter für einen kurzen Aktivurlaub nach Jerusalem gezogen sind. Fast im Minutentakt erfolgt die Einschiffung. Mindestens 3000 Leute gehen erwartungsfroh an Bord. Die 2000 Leute Besatzung sind schon da. So im kleinen Kreis geht es dann auf die Ostsee: Kopenhagen, Visby, Helsinki, Tallinn usw.. Nach vier Tagen das gleiche nochmal; wer nicht aufpaßt muss wieder mit, aber nicht mehr als Wohfühl-Passagier, sondern, wenn er Glück hat, als Spüler in der Großküche. Nach vier Tagen hat man sein Gehör verloren und besteht nur noch aus Reinigungsmitteln.

Wer heute einkauft, merkt, dass die Preise gestiegen sind. Gab es früher zu dieser Jahreszeit Erdbeeren und Spargel reichlich auf dem Küchentisch, warten heute eine überschaubare Zahl an Pellkartoffeln, umrahmt von einigen Stücken Brathering aus dem Vorjahr, auf den Verzehr.

Schön wäre auch wieder eine heiße Dusche oder zumindest eine lauwarme Tasse Kaffee. Aber bei den Heiz- und Stromkosten. Für unseren Außer-Haus-Stromanschluss haben wir jetzt einen 24-Stunden-Wachdienst organisiert; man kann ja nie wissen. Bei Sonnenwetter schleichen die Nachbarn von der Schattenseite der Straße um unser Haus, um sich an den warmen Außenmauern den Rücken zu wärmen. Es sind halt harte Zeiten.