Bankmanns Wochenanmerkungen

Wir waren mal wieder auf Sylt.:

Auf Sylt urlauben viele Hunde-Fans . Dort wo das Schild “Hunde dürfen leider nicht an den Strand” steht, werden die Pfotenträger konsequent an das Wasser geführt und dürfen sich dort austoben. Die Jagd auf hundlose Touristen kann beginnen.

Die Preise sind relativ niedrig geblieben. Für eine Tasse Milchkaffee werden bescheidene vier Euro verlangt. Die kleine Portion Milchreis ist schon für neun Euro zu haben und das Hähnchenschnitzel “de Luxe” landet für 12 € auf dem Tisch. Also Sylt bleibt etwas für den kleinen Geldbeutel.

Das Thema “Punks auf Sylt” hat den Sommer beherrscht. Das Lager steht vor der Räumung. Auch die Gäste des Edelhotels “Stadt Hamburg” müssen sich nun von dieser speziellen Besuchergruppe verabschieden. Damit haben viele Freundschaften ein jähes Ende gefunden.

Zum Glück wird die Westerländer Kurpromenade täglich von Baumaßnahmen beherrscht; das lockert die Stimmung auf und vermeidet Langeweile, die bei kontinuierlicher Betrachtung der Brandungswellen aufkommen kann. Da werden Zelte errichtet, die die Bewohner von Kleinstädten mühelos aufnehmen könnten. Kleine und große Bagger schaufeln unermüdlich große Sandhaufen von einer Stelle zur anderen.

Auch in der Nachsaison gibt es sie noch: Strandkorbwächter, allerdings treten sie nur selten in Erscheinung, und wenn, dann dezent im Hintergrund. Gelegenheit für uns, scheinbar in die Rolle dieser Amtspersonen zu schlüpfen; also Gästekarte sichtbar umgehängt, einen blauen Pullover übergestreift und zielstrebig auf eine vor einem Strandkorbwärterhäuschen wartende Gruppe zugegangen. Im letzten Augenblick – die meisten hatten schon ihre Geldbörse gezückt – verließ uns jedoch der Mut, und wir drehten ab.

Seit Anbeginn der Sylter Touristenzeit wird auf der Kurpromenade die tägliche Unterhaltung – außer montags – großgeschrieben. Zweimal am Tag wird in der “Muschel” aufgespielt. Mehrere Herren und eine Sängerin bringen Schlager zu Gehör, in einer Sprache, die dem Deutschen ähnelt, also gut zu verstehen ist und Mitsingen und Mitschunkeln ermöglicht. Freunde neuartiger Instrumente kommen auch auf ihre Kosten. So wird als Blasinstrument ein kleiner weißer Gegenstand eingesetzt, der gewisse Ähnlichkeiten mit einem Staubsauger aufweist.

Es gibt zahlreiche Einkaufsmöglichkeiten in Westerland. In den meisten Läden herrscht jedoch die vom Festland bekannte langweilige Einkaufsatmosphäre. Zwei Läden machten davon eine Ausnahme: Lil und Rahkauf. Rahkauf hat nun leider geschlossen. Wir werden ihn vermissen. Auf wenigen Quadratmetern wurde wirklich alles angeboten: Beluga Kaviar neben Dosenravioli, Damenstrumpfhosen Größe 60 und Thunfischpizza, vorausgesetzt die Tiefkühltruhe war in Betrieb, was nicht regelmäßig der Fall war. Dennoch wir werden diesen Laden vermissen. Und an der Kasse sass ab und zu jemand von deutschen Hochadel. Lil gibt es zum Glück noch. Wer dort kostengünstig seine Garderobe auf den modisch neuesten Stand bringen möchte, ist dort richtig aufgehoben. Allerdings sollten Menschen, die nur aufrecht ihre Einkäufe tätigen können, diesen Ort meiden, hat die Filialleitung doch entschieden, den Verkaufsraum komplett mit Ware vollzustellen, sodass das gewünschte Warensortiment nur kriechend in Augenschein genommen werden kann.

Generell ist beim Einkauf viel Geduld von nöten: Die Warteschlangen sind meistens lang, insbedsondere vor Bäckerläden. Ständig werden sie gefragt: “Gehören Sie zu der Gruppe vor Ihnen? Wissen Sie, was Sie kaufen wollen und brauchen Sie denn gerade heute eine Mohnschnecke? Haben Sie auch passend Geld dabei?” Wichtig: nicht den Kontakt zur Vorderfrau/zum Vordermann verlieren; entstehende Freiräume werden sofort von den Dahinterstehenden eingenommen und gehen damit für die nächsten Tage unweigerlich verloren. Gespräche mit den neben der Schlange wartenden nächsten Angehörigen werden von den Nachrückern umgehend als Signal verstanden, Sie überholen zu können. Damit haben Sie unwiderruflich die Chance vertan, an frisches Brot zu kommen.

Sie sollten also folgende Regeln einhalten:

  • Tauchen Sie in den Bewegungsrythmus der Warteschlange ein. Damit stellen Sie sicher, den hautnahen Kontakt zu den Vorderleuten nicht zu verlieren
  • Führen Sie ein Schild mit sich mit der Beschriftung, ich bin taubstumm und beantworte keine Fragen
  • Teilen Sie vor Eintritt in die Schlange allen Umstehenden mit, dass Sie von außerhalb der Warteschlange nicht erwarten, angesprochen zu werden, da Sier keine Angehörigen hätten und auch keine Freunde/Bekannte kennen
  • Versuchen Sie mit Augenrollen, Magen- und Darmgeräuschen den Eindruck zu erwecken, dass der Einkauf für Sie überlebenswichtig sei.